2023-10-05

Verweildauer der Parteien in deutschen Regierungen

Wie lange war eine bestimmte Partei in Deutschland an einer Bundes- oder Landesregierung beteiligt? Diese Frage möchte ich hier mit Grafiken beantworten.

Stichtag der Statistiken ist der 5. Oktober 2023. Ich zähle alle Bundes- und Landesregierungen der Bundesrepublik Deutschland. In den westdeutschen Bundesländern zähle ich auch Regierungen, die bereits vor Gründung der Bundesrepublik demokratisch gewählt wurden. Da Berlin vor der Wiedervereinigung kein Bundesland war, fange ich dort erst 1991 an zu zählen.

Bundesregierung: 66% CDU, 65% FDP, 49% SPD, 16% DP, 12% Grüne, 5% GB/BHE

In den 74 Jahren seit Gründung der Bundesrepublik war die CDU (meistens zusammen mit der CSU) 49 Jahre lang an Regierungen beteiligt, die FDP 48 Jahre lang, die SPD 36½ Jahre lang, die Deutsche Partei 12 Jahre lang, die Grünen (bzw. Bündnis 90/Grüne) fast 9 Jahre lang, der Gesamtdeutsche Bund/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten 4 Jahre lang.



Hamburg: 78% SPD, 39% FDP

Bremen: 100% SPD, 37% FDP

Bayern: 91% CSU, 13% FDP

Hessen: 63% SPD, 38% CDU

Schl.-Holstein: 69% CDU, 39% SPD

Niedersachsen: 66% SPD, 55% CDU

NRW: 63% SPD, 38% FDP

Rheinl.-Pfalz: 66% FDP, 58% CDU

Ba.-Wü.: 87% CDU, 41% FDP

Saarland: 76% CDU, 46% SPD

Sachsen: 100% CDU, 42% SPD

Meck.-Pomm.: 94% SPD, 70% CDU

Brandenburg: 92% SPD, 30% Linke/PDS

Sachsen-Anh.: 77% SPD, 67% CDU

Thüringen: 73% CDU, 57% SPD

Berlin: 94% SPD, 50% Linke/PDS
(seit der Wiedervereinigung)


Nach Parteien sortiert:

CDU/CSU

  • Sachsen 100%, d.h. seit 1990 gab es keine Landesregierung ohne CDU-Beteiligung
  • Bayern 91%: Die CSU war 70 Jahre lang an der Regierung, 7 Jahre in der Opposition
  • Baden-Württemberg 87%: Die CDU war 62 von 71½ Jahren an der Regierung
  • ...
  • Brandenburg 28%: 9 Jahre mit CDU-Regierung, 24 Jahre ohne
  • Bremen 26%: Innerhalb von 77 Jahren war die CDU ein Viertel der Zeit an der Regierung
  • Hamburg 17%: Nur 13½ von 77 Jahren mit CDU-Regierung

SPD

  • Bremen 100%
  • Berlin 94%
  • Mecklenburg-Vorpommern 94%
  • ...
  • Schleswig-Holstein 39%
  • Baden-Württemberg 32%
  • Bayern 10%

FDP

  • Rheinland-Pfalz 66%
  • Bund 65%
  • Baden-Württemberg 41%
  • ...
  • Mecklenburg-Vorpommern 12%
  • Brandenburg 12%
  • Berlin 0%

Grüne

  • Sachsen-Anhalt 28%
  • Thüringen 27%
  • Schleswig-Holstein 26%
  • ...
  • Sachsen 12%
  • Saarland 4%
  • Bayern und Mecklenburg-Vorpommern 0%

Linke (inkl. PDS)

  • Berlin 50%
  • Brandenburg 30%
  • Mecklenburg-Vorpommern 30%
  • Thüringen 27%
  • andere Länder 0%

Sonstige

  • Niedersachsen 31% (GH/BHE, DZP, DP, KPD)
  • Hamburg 23% (KPD, DP, STATT, PRO)
  • Schleswig-Holstein 22% (GB/BHE, SSW, DP)
  • Bund 22% (DP und GB/BHE)
  • Bayern 21% (GH/BHE, FW, BP, WAV)
  • Nordrhein-Westfalen 19% (DZP, KPD)
  • Baden-Württemberg 17% (GH/BHE)
  • Hessen 16% (GH/BHE)
  • Bremen 7% (GH/BHE und KPD)
  • Rheinland-Pfalz 5% (KPD)
  • neuere Bundesländer <1% (SVP)

2023-05-05

Deutsche Bundesländer – vor 1000 Jahren

Die 16 Bundesländer, die Deutschland heute hat, sind das Ergebnis einer Jahrhunderte langen Entwicklung. Vor tausend Jahren sahen die Grenzen noch ganz anders aus.

In diesem Gedankenexperiment zeige ich Deutschland in den heutigen Grenzen mit den heutigen Landkreisen und kreisfreien Städten (die auch historisch gewachsen sind; zuletzt durch Gebietsreformen in manchen Bundesländern), aber den ungefähren Grenzen der Herrschaftsgebiete des Jahres 1023. Die Einwohnerzahlen habe ich 2023 von Wikipedia abgeschrieben.

Deutschlandkarte mit den Grenzen in rot

Statt der heutigen Bundesländer habe ich in der obigen Karte 10 Großregionen eingezeichnet, und zwar unter Berücksichtigung der heutigen Kreisgrenzen:

  1. Sachsen, ehemaliges Stammesherzogtum mit der Hauptstadt Lüneburg, das 1023 von Bernhard II. angeführt wurde. Heute hat diese Großregion 20.901.933 Einwohner auf 85.649 km². Sie erstreckt sich vom Rhein bis zur Elbe und vom Siegerland bis nach Holstein.
  2. Franken, beziehungsweise die Stammesherzogtümer Ost- und Westfranken mit den Hauptstädten Würzburg und Worms. Heute hat diese Großregion 16.460.094 Einwohner auf 63.887 km². Sie erstreckt über vom heutigen Franken bis zum Hunsrück und von Kassel bis kurz vor Stuttgart.
  3. Lothringen, beziehungsweise die Stammesherzogtümer Ober- und Niederlothringen, die zu diesem Zeitpunkt bereits geschrumpft waren. 1023 wurde Oberlothringen von Friedrich III., Niederlothringen von Gottfried II. angeführt. Weite Teile des damaligen Lothringen gehören heute zu Frankreich und den Benelux-Staaten. Der deutsche Teil der Großregion – von der Saar bis zum Niederrhein – hat heute 12.006.945 Einwohner auf 24.282 km².
  4. Schwaben, auch Herzogtum Alamannien genannt, mit der Hauptstadt Straßburg im Elsass, das 1023 von Ernst II. angeführt wurde. Heute hat diese Großregion 8.771.155 Einwohner auf 34.280 km². Sie umfasst bayerisch Schwaben und die südliche Hälfte Baden-Württembergs.
  5. Bayern, genauer gesagt das Stammesherzogtum Baiern mit dem Nordgau, wurde 1023 von Heinrich V. angeführt. Heute hat diese Großregion 8.296.199 Einwohner auf 41.805 km². Sie erstreckt sich im Wesentlichen über die bayerischen Bezirke Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz.
  6. Der Bund der Lutizen war kein germanisches Stammesherzogtum, sondern ein loser Bund „heidnischer“ slawischer Stämme, die sich im Aufstand von 983 von der Herrschaft der christlichen Sachsen befreit hatten. Heute hat diese Großregion 7.964.845 Einwohner auf 47.826 km². Sie erstreckt sich von der Ostseeküste bis Berlin und kurz vor Magdeburg.
  7. Sorben und andere slawische Stämme standen unter der Herrschaft sächsischer Markgrafen. 1023 lebten nur wenige Deutsche in diesem Gebiet. Heute hat diese Großregion 6.070.442 Einwohner auf 38.724 km². Sie erstreckt sich von der Neiße bis zur Saale.
  8. Thüringen („TH“ auf der Karte) war 1023 kein Herzogtum, sondern unterstand mehreren Adligen. Graf Wilhelm III. von Weimar galt als wichtigster Herrscher der Gegend. Heute hat diese Großregion 1.383.204 Einwohner auf 10.785 km², ist also kleiner als das Bundesland Thüringen.
  9. Zu Dänemark („DK“ auf der Karte) unter König Knut dem Großen gehörten 1023 auch Teile von Schleswig. In dem Teil der Region, der heute zu Deutschland gehört, leben 738.525 Einwohner auf 6.431 km².
  10. Ostfriesland („OF“ auf der Karte) war ein kleiner Teil der Frieslande, die 1023 entweder frei waren oder Graf Dietrich III. von Holland unterstanden. Der Teil der Region, der heute zu Deutschland gehört, hat 643.822 Einwohner auf 3.859 km².